Slawutytsch – die Stadt der Evakuierten

Slawutytsch ist die jüngste Stadt der Ukraine. Sie liegt an der linken Seite des Flusses Dnepr, 40 km von der Stadt Tschernihiw und etwa 150 km nördlich von Kiew entfernt. Geographisch gehört Slawutytsch zum Tschernihiw Gebiet, aber offiziell fällt sie in das Kiew Gebiet. Die Stadt ist 12 km von der Weißrussischen Grenze entfernt und ungefähr 100 km von der Russischen. Am 2. Oktober 1986 wurde beschlossen die Stadt zu bauen um den vielen tausend Menschen ein neues Zuhause zu geben, die aufgrund der Atomkatastrophe von Tschernobyl ihre Häuser verlassen mussten. Die Planung für das Projekt war im November 1986 abgeschlossen und wurde noch im selben Jahr mit der Hilfe von acht Sowjetrepubliken im Dezember angefangen. Der erste offizielle Termin für den Einzug der Menschen war der 26. März 1988, aber in Wahrheit bewohnten schon 1987 die ersten Leute die neue Stadt. Während des Baus der Stadt wurden Vertreter von den acht Sowjetischen Republiken Eingeladen. Sie kamen aus: Litauen, Lettland, Estland, Georgien, Aserbaidschan, Armenien, Ukraine und Russland. Jeder der Gruppen wurde gefragt ob sie ein Viertel der Stadt entwerfen wollen, welches die Architektur und Farbe des jeweiligen Landes zeigt. Am Ende gab es 13 Distrikte mit den Namen: Baku, Belgorod, Vilnius, Dobryninskiy, Jerewan, Kiew, Leningrad, Moskau, Riga, Tallin, Tiflis, Tschernihiw und Petschersk und jeder dieser Teile hat seine eigene Architektur und Atmosphäre. Die Architektur der Stadt enthält einen Mix aus den Elementen des echten Sozialismus und der späten 80er Jahren.  Zum Zeitpunkt der Stadt war diese voll modern und so siedelten sich viele der Bauherren und Architekten dort an. Dies ist auch der Grund, warum bis heute Menschen aus fünfzig verschiedenen Ländern dort leben. Slawutytsch ist heute eine moderne Stadt mit weiten Flächen, vielen Annehmlichkeiten und ca. 25.000 Einwohnern. Dort gibt es mehrere Kindergärten, Schulen, Sportanlagen und Sporthallen. Jugendherbergen, Internetcafes, Büchereien, Hotels, ein modernes Krankenhaus, Hallenbäder, Wellnesscenter und vieles mehr. Seit der Gründung der Stadt, war sie und ihre Einwohner von dem Atomkraftwerk von Tschernobyl abhängig, das 50 km von der Stadt entfernt liegt und das mit dem Zug erreicht werden konnte. Die meisten Einwohner von Slawutytsch waren Arbeiter des Atomkraftwerks bis zu dem Tag im Dezember 2000, als der letzte Reaktorblock abgeschaltet wurde. Die Arbeitslosigkeit stieg danach rasant an, so dass viele Leute die Stadt verließen. Dieses Problem wurde dann dadurch gelöst, dass man einen neuen Industriepark baute und man spezial Behälter für Atommüll herstellte, die in der Gegend immer benötigt werden. Trotz dieser Probleme boomt Slawtytsch heute sehr und hat eine niedrige Arbeitslosenquote von gerade mal 1,8%. Der Durchschnittsverdienst ist fast doppelt so hoch wie im Rest der Ukraine und das Durchschnittsalter liegt bei gerade mal 30 Jahren. Die Tatsache, dass Slawutytsch so eng mit der Katastrophe von Tschernobyl verbunden ist, sieht man auf den ersten Blick. Allein schon durch den Namen verschiedener Straßen und dem Weg “der Helfer von Tschernobyl“ und natürlich einem Denkmal, das all denen Gewidmet ist, die von der Katastrophe betroffen waren. Jedes Jahr zum Jahrestag trifft man sich an der Stelle und gedenkt all den Arbeitern des Kraftwerkes, der Evakuierten der gesamten Gegend, den Helfern, die danach die Trümmer und den Schutt weggeräumt haben und jedem anderen, der darunter gelitten hat.

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